Mein erster Dackel Nicki brachte mir seine Beute, natürlich ins Bett. Da war es warm, da roch es nach mir. Meine Mutter bekam fast einen Herzanfall.
Jahre später: Chico holte ich aus einem zwei Quadratmeter kleinen Verschlag, verdreckt, verängstigt. Ein Jagdhund, ein Deutsch-Langhaar! Ich verfluchte den Halter. Da er gestorben war und seine Frau den Hund nicht halten konnte oder wollte, kaufte ich ihn ihr ab.
Ich als Jägerin wollte Chico zeigen, dass ein Hundeleben ganz anders verlaufen kann. Er sah mich mit blanker werdenden Augen an und wich nicht mehr von meiner Seite und genoss sein neues Leben.
Als ich einen Bock hatte erlegen müssen, der im Schuss zusammengebrochen war und in hohen Brennnesseln lag, fixierte Chico mich und schien zu sagen: Frauchen, laß' mal, ich hole ihn schon! Und er zog den starken, verendeten Bock hervor, legte ihn mir zu Füßen, wedelte mit der Rute und leckte mir über die Hand. Wenn ich bei der Taubenjagd danebengeschossen hatte, schüttelte er seinen Kopf. Hatte ich getroffen, apportierte er die Beute zielsicher und freudestrahlend.
Als Chico drohte, in die ewigen Jagdgründe heimfahren zu müssen, kam sie zu uns, eine ein Jahr junge, hegewald-geprüfte, jagdlich ambitionierte Deutsch-Drahthaar-Hündin mit dem Namen: Afra!
Chico konnte sie gut ertragen, Kaja bemutterte sie, wir Jäger erlebten sie im jagdlichen Sinne und staunten nicht schlecht, als sie jedes gestreckte Wild während einer Treibjagd als ihre Beute betrachtete und verteidigte.
Als Jagdhund spitze, treu, zuverlässig. Aber, dann kam der Tag, als Afras Schmerzen unerträglich wurden, der Krebs sich ausgebreitet hatte, und sie uns mit flehenden Augen ansah, so, als ob sie uns sagen wollte: Es war schön bei euch, aber, jetzt lasst mich gehen.
Wie die beiden anderen Hundchen zuvor, verstarb Afra in unseren Armen.
Wie konnte mir das passieren? Ich wollte doch mit ihm spielen!
Gedicht meines Mannes zu Flos Tod am 23.4.2024
Die Handvoll Hund
tapst auf mich zu
und tut mir kund:
Erwählt bist du!
Wie ein Stein
liegt sie im Bett.
Dabei zu sein:
Für sie adrett!
Auch an den Tagen,
wie könnt‘s anders sein:
Ohne lang zu fragen
mischt sie sich ein!
Mit kluger Empathie
schmust sie mit beiden,
vergisst dabei nie,
Nähe zu meiden!
Sie entscheidet stur
wer streicheln soll
und flüchtet nur,
wird’s ihr zu doll!
Mit Frauchen gehen
am frühen Morgen
und Freunde sehen,
vertreibt die Sorgen!
Wie Zeitung lesen
sieht das aus:
Er war’s gewesen
vom Nachbarhaus!
Henry heißt er,
schwarz gelockt:
Atmet schwer,
weil angerockt!
Kaninchen im Garten,
Flo macht sich bereit:
Man konnte drauf warten,
bis eines laut schreit!
Nicht schnell genug
und der Bau unerreicht:
Als Jägerin sehr klug
und auf Beute geeicht!
Wenn’s knallt und kracht
dann sucht sie Schutz
und Herrchens Macht
aus Eigennutz!
Allein zu Haus,
so heißt es dann,
soll sie, oh Graus,
zum Feinde ran!
Bellen und Knurren
soll Fremde verschrecken
und trotz aller Murren
Ängste verstecken!
Welch‘ Freudentanz,
kommen sie ums Eck,
wedelt der Schwanz
ihre Trauer hinweg!
Sie liegt in den Armen,
schaut traurig uns an:
Habt mit mir Erbarmen,
weil ich nicht mehr kann!
Nach gemeinsamen Jahren
unendlichem Licht
müssen wir nun erfahren,
wie eine Liebe zerbricht!
Florentine Schnoodle,
als strahlend kleiner Stern
leuchtest deinem Rudel,
bist nah und doch so fern!
Dein Schnoodle-Rudel
Gunthild und Peter Weidlich
Flos liebster Freund Henry